Er tüftelt für den besten Klang
Seit zehn Jahren ist Instrumentenbauer Björn Kricke in Chur und kümmert sich um defekte Instrumente.
In dieser Zeit hat der Tüftler viele Instrumententeile selbst erfunden und kreiert,
er lässt die Saxofone, Klarinetten und Trompeten wieder erklingen.
Wenn das Cornet auf den Boden gefallen ist oder die Taste am Bariton-Saxofon klemmt, dann ist Björn Kricke der Mann der Stunde. Er liebt es, an Instrumenten herum zu tüfteln, er beugt gerade, er schmiert und schleift, er ersetzt und baut ganz neu.
Kricke hat seit zehn Jahren sein Atelier «Klangschmiede Kricke» an der
«Obere Gasse 14″ in Chur, vorher war er in Hamburg, Zürich, Aarau und Zug tätig – und hat sich da ein grosses handwerkliches Wissen angeeignet.
ganz zu Beginn, nach der Schulzeit, war der Weg noch nicht vor gespurt. Kricke hat die Matura gemacht und dann einen kurzen Blick in die Uni geworfen.
«Nee, ist nix für mich», fand er ziemlich schnell raus. Er wollte etwas mit den Händen machen, etwas, bei dem er am Abend ein Resultat seiner Arbeit sehen konnte.
Kricke spielte damals Saxofon und sein Saxofon-Lehrer brachte ihn auf die Idee, eine Ausbildung als Instrumentenbauer zu machen.
Bei einem Instrumentenreparatur-Betrieb in Hamburg ging er in die Lehre.
Viele verschiedene Instrumente sind ihm da durch die Finger gelaufen, hat er studiert und repariert. Vom Fagott über die Querflöte zum Saxofon und zur Klarinette.
Zur Abschlussarbeit für die Schule in Ludwigsburg gehörte dann noch eine ganz spezielle Aufgabe: Eine Klarinette selber bauen. Das hat er gemacht und so jedes noch so kleine Teil und seine Funktion kennengelernt.
Nach dem Abschluss ging er auf Wanderschaft – es zog ihn in den Süden von Deutschland, dort ist er auch aufgewachsen.
«Es hat mich richtiggehend weitergetrieben», blickt er heute auf seine Stationen im Arbeitsleben zurück. Mal hat er Instrumente gebaut, mal repariert. So baute er sich ein riesiges Wissen auf, das er heute in Chur nutzt.
Der perfekte Ton
In seinem Atelier steht eine Werkbank, die Wände sind voller Werkzeug,
die Schubladen hüten gut sortierte Geheimnisse und in einem weiteren Raum steht ein von ihm entworfenes Lötpult.
Kricke ist ein Perfektionist, vor allem, wenn es um den Ton eines Instrumentes geht.
Da tüftelt und entwirft er, bis er das passende Teil entweder gefunden oder grad selbst hergestellt hat. Bei ihm kommt Qualität an erster Stelle.
Wenn er nicht zufrieden mit einem vorgefertigten Teil ist, dann entwirft er ein eigenes, das seinen Qualitäts- und Klangansprüchen entspricht.
«Ich versuche aus jedem Instrument die Feinheiten rauszuholen», sagt er.
Da erstaunt es auch nicht, dass er am liebsten mit alten Instrumenten arbeitet, die noch von Handwerkern gebaut worden sind. Diese lassen sich prima Auftunen!
Kricke fügt da noch etwas hinzu und verändert dort ein Detail.
Er kann durchaus Stunden über demselben Objekt verbringen, wenn er es perfektionieren möchte.
Gleichzeitig liebt er aber auch die Abwechslung, deshalb repariert er vom Fagott über die Piccoloflöte zur Posaune bis hin zum Basssaxofon alles, was ihm die Bündner Musikanten vorbeibringen. Seine Kunden kommen aus allen Bereichen der Musik und geben ihre Instrumente gern in seine Hände.
Manchmal peppt er auch ein älteres Instrument auf und verkauft es dann an Interessierte. Für viele Musiker sind teilweise Instrumente so viel Wert, wie ihre Besitzer bekannt waren. Kricke macht es Spass, aus diesen Instrumenten noch mehr rauszuholen, als sie bisher hergegeben haben.
Verbunden ist diese Arbeit mit grossem Aufwand und fordert zu gleichen Massen Know-How im Bereich der Reparaturen als auch im Neubau.
Er versucht immer schonend zu reparieren, ohne den Alterungsprozess des Instrumentes zu forcieren, denn die Instrumente sind eigentlich für die «Ewigkeit» gebaut und Kricke betont gerade den ökologischen Aspekt, der hinter seiner Arbeit steckt.
Natürlich spielt er immer noch Saxofon, kürzlich gerade mit den Caprihorns und Chiara Jacomet, aber auch gern mit anderen Musikern. Und er geht gerne an Konzerte, das versteht sich von selbst.
Die Natur hat es ihm auch angetan, deshalb lebt er so gern in Graubünden. Wandern und Tiere beobachten zählt er als Hobbys auf.
Sagts, und nimmt den Körper eines Bass-Saxofons in die Hand, das total auseinander gebaut ist. Mit einem Licht im Klangkörper kontrolliert er, ob die Klappen auch kein bisschen Luft mehr durchlassen, für den perfekten Ton. Und schon ist er wieder in der Welt der Tüftler.
Text: Susanne Taverna (Churer Magazin Nov. 23)
klangschmiede-kricke.ch